Brauchen wir die Sozialdemokratie noch oder hat sie bereits ausgedient?
Die letzten drei Wahlen verloren und ich frage mich: Brauchen wir die Sozialdemokratie noch? Oder ist deren Zeit vorbei? Ist es nicht mehr „in“ sozial zu sein? Ist es eine nicht mehr zeitgemäße Einstellung in einer Demokratie leben zu wollen?
Bin ich ein Loser, wenn ich Solidarität mit anderen Menschen habe und für sie und ihre Bedürfnisse eintrete? Will ich nicht mehr zu einer Arbeiterpartei gehören, weil ich mich als etwas Besseres fühle? Ich gebe zu, es ist nicht einfach, einer Gemeinschaft an zu gehören, die nicht die populäre Partei im Staat ist, und auch noch für Menschlichkeit und Soziales in unserer Gesellschaft eintritt. In der heutigen Zeit möchte die Wirtschaft möglichst viel und in kurzer Zeit erreichen. Egal, ob es auf Kosten der Menschen und deren Bedürnisse geht. Hauptsache ist, der Wirtschaft geht es gut. Es werden soziale Errungenschaften, wie eine 40 Stundenwoche, Sonntagsruhe im Handel, gesetzliche Pausen, etc. mit Füßen getreten. Der Mensch zählt nur mehr am Rande, ins Zentrum ist das Bruttonationaleinkommen (früher: Brutto-sozialprodukt) gerückt.
Auch ich bin der Meinung, dass es eine funktionierende Wirtschaft braucht. Aber nach meinem Dafürhalten geht es nur Hand in Hand mit den Menschen, mit dem Sozialen. Das Soziale regelt das Zusammenleben in Staat und Gesellschaft und tritt für die Rechte der Menschen ein.
Der Mensch ist keine Maschine, deshalb ist es enorm wichtig, dass es Regeln und Rechte gibt für eine gesunde und umweltfreundliche Arbeit. Ebenso wichtig ist es, dass es Ruhephasen, Urlaub und am Ende der Arbeitsjahre eine gesetzliche Pension gibt. Menschen brauchen ein Einkommen von dem sie menschenwürdig wohnen und leben können.
Und zuletzt möchte ich noch auf etwas ganz Wesentliches hinweisen, nämlich dass es eine gut funktionierende Krankenkassa braucht, die die finanzielle Last bei Krankheit und Unfall und der damit verbundenen Arbeitsunfähigkeit, trägt.
Bei genauerer Betrachtung erkennt man bereits, dass das Sozialsystem bereits da und dort Mängel aufweist. Bei der Arbeitszeit, bei den Löhnen, beim Gesundheitssystem, bei der Bildung, beim Verkehr, usw.
Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auf und es ist unsere Pflicht als Gesellschaft darauf zu achten und daran zu arbeiten, dass es den Menschen in unserer Umgebung, in unserem Land, in unserem Staat gut geht und sie ein menschenwürdiges Dasein haben.
Also – JA!
Meiner Meinung nach ist es wichtiger denn je, dass es eine starke Sozialdemokratie mit vielen Mitgliedern gibt, damit wir das kapitalistische System, welches Profit für einige Wenige verspricht, stoppen. In einem guten Sozialstaat geht es nämlich nicht nur der Wirtschaft gut – es geht auch den Menschen gut. Und dafür kämpfen wir jeden Tag.
Inge Hinterhölzl
SPÖ Vorsitzende Oberneukirchen-Waxenberg-Traberg